Sucht und psychische Erkrankung (Doppeldiagnose)

In den Elternkreis kommen in den letzten Jahren immer mehr Eltern, deren Kinder neben ihrer Suchterkrankung psychische Auffälligkeiten aufweisen. Lange Zeit stand die Sucht im Vordergrund und erst in den letzten Jahren wurde der Zusammenhang zwischen Drogenmissbrauch und psychischen Störungen untersucht. Dabei fand man heraus, dass bei vielen Abhängigen eine psychische Erkrankung zugrunde liegt. Das trifft z. B. auf mehr als 50 % der Cannabiskonsumenten zu. Neue Forschungsergebnisse bestärken die Vermutung, dass Cannabismissbrauch das Entstehen einer Psychose beeinflussen bzw. verstärken kann, wenn es eine Veranlagung (Disposition) dazu gibt.

Der Begriff Doppeldiagnose bezeichnet das gemeinsame Auftreten eines Missbrauchs oder einer Abhängigkeit von einer oder mehreren psychotropen Substanzen und mindestens einer anderen psychischen Störung bei einem Patienten (Moggi und Donati 2004).

Erste Symptome einer psychischen Störung können oft schon Jahre vor Ausbruch der Erkrankung auftreten, in vielen Fällen in der Pubertät. Um diese zu lindern - was anfangs auch gelingt - werden Drogen oftmals zur Stimmungsstabilisierung benützt. Man spricht hier von Selbstmedikation. Dabei besteht die Gefahr, dass es zu einer Suchterkrankung kommen kann. Mit fortschreitendem Drogenkonsum werden die Symptome verstärkt. Es können Wahnvorstellungen, Halluzinationen,

Störungen des Denkens und der Gefühlswelt entstehen und die Art und Weise, wie die Realität wahrgenommen und verarbeitet wird, kann sich verändern.

Bei Computerspielsüchtigen liegen vermehrt Depressionen vor. Hier werden zwar keine psychotropen Substanzen dem Körper zugeführt, doch die exzessive Nutzung des Computers, führt zu biochemischen Veränderungen, die die körpereigene Dopamin-Ausschüttung erhöhen. Das kompensiert den Mangel an Dopamin bei Depression und wirkt damit stimmungsaufhellend.

Gerade Jugendliche und Heranwachsende greifen bei den ersten Anzeichen lieber zum Joint oder spielen exzessiv am PC, denn das gilt als cool, wohingegen eine psychische Erkrankung sie zum Außenseiter machen kann.

Es ist schon schwierig genug, nur mit Sucht oder einer psychischen Erkrankung zurecht zu kommen. Umso schwerer wird es, wenn beides gleichzeitig auftritt. Da diese Krankheitsbilder sich gegenseitig oft noch verstärken, ist die Behandlung sehr schwierig. Doppeldiagnose bedeutet wirklich doppeltes Leid nicht nur für den Betroffenen selbst, sondern auch für Eltern und Angehörige. Die kommen durch diese doppelte Belastung zweier ganz unterschiedlicher Krankheiten schnell an ihre Grenzen, denn wird die psychische Erkrankung nicht erkannt und nicht behandelt, gibt es große Schwierigkeiten in der Behandlung der Sucht und umgekehrt.

Eltern fällt es oft schwer, diese vielschichtige Erkrankung ihres Sohnes oder ihrer Tochter zu akzeptieren, die in verschiedenen Hilfesystemen behandelt werden sollte. Das macht oft rat- und hilflos und man weiß nicht, wie es weitergehen soll.

Im Elternkreis finden sie gleichfalls betroffene Eltern, mit denenSie sich austauschen können. Sie bekommen Kontakt mit der Austauschgruppe "Doppeldiagnose"des BVEK's und können an deren Treffen teilnehmen. Sie sind nicht mehr allein mit Ihren Sorgen!

Ausführliche Informationen und Erfahrungsberichte von betroffenen Eltern finden Sie in der Broschüre "Was tun bei Doppeldiagnose". Unter dem Dach des Bundesverbands der

Elternkreise (BVEK) haben sich Eltern aus dem gesamten Bundesgebiet zu einer Austauschgruppe „Doppeldiagnose“ zusammengeschlossen. Aus ihrem Wissen und ihren Erfahrungen ist diese Broschüre entstanden. Auch bei der Deutschen Fachgesellschaft für Psychose und Sucht und beim Bundesverband der Angehörigen psychisch Kranker finden Sie weitere Informationen und Hilfsangebote.

Für ein erstes Gespräch steht Ihnen auch die Hotline der Selbsthilfeberatung für psychische Erkrankungen zur Verfügung: Telefon 0228 – 71 00 24 24, von Mo. - Do. 10-12 Uhr und 14-20 Uhr und Fr. 10-12 Uhr und 14-18 Uhr.


Bei akuten Krankheitsanzeichen sollten Angehörige nicht in Panik verfallen. Hört Ihr Sohn oder Ihre Tochter plötzlich Stimmen oder fühlt sich verfolgt, dann bleiben Sie ruhig. Es ist wichtig, aufmerksam zuzuhören und auf keinen Fall die Schilderungen ins Lächerliche zu ziehen. Man soll ihm/ihr aber auch nicht einfach Recht geben, sondern vorsichtig andeuten, dass sich Ihre Wahrnehmung nicht mit seiner/ihrer deckt. Versuchen Sie, den Betro􀀁enen zu überzeugen, eine psychiatrische Ambulanz oder einen Psychiater aufzusuchen. Wenn das nicht freiwillig geschieht, holen Sie sich fachlichen Rat. Hier finden sie Kontaktadressen  (http://www.elternkreis-ulm.de/notfall/was-tun-im-notfall/#c64) aus der Region.

Wir helfen!

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